Wolkenbruch-Imkern – nicht zur Nachahmung empfohlen!

Die Bienenkiste bei Regen zu öffnen, gilt gemeinhin nicht als klug. Die Bienen leiden, die Brut wird vielleicht kalt, der Honig könnte Wasser ziehen – und vor allem wird der Imker klatschnass. Wird Mann oder Frau, so wie ich gestern, vom Starkregen unerwartet an den offenen Kisten erwischt, ist „Wolkenbruch-Imkern“ unvermeidlich. Abenteuerlich ist das allemal.

Das Abenteuer begann bereits Freitagabend. Ein Imkerfreund hatte „ganz kurzfristig“ Königinnen abzugeben – alternativ drohten erstklassige Zucht-Königinnen ungenutzt in ein Volk auszulaufen. Solche Gelegenheiten muss der Imker beim Schopf packen, gute Genetik hat man nie genug! Wir verabredeten uns für Samstagmittag. Dafür galt es, auf dem Weg zum verabredeten Treffpunkt, Brutwaben und Bienenmasse als Basis für vier schlupfreife Bienenköniginnen von meinen Wirtschaftsvölkern zu schröpfen.

Während man dafür für jeden Ableger ein verdeckeltes Brutbrett und eine ordentliche Menge Bienen entnimmt, ist peinlich genau darauf zu achten, keine alte Königin umzusetzen, sie würde die zugesetzte Jungkönigin sofort meucheln. Dafür muss man natürlich ein paar Völker öffnen, Honigräume und Trenngitter abnehmen. Spätestens jetzt braucht man ein wenig Rauch um tiefer in die Bruträume greifen zu können, ohne dass zu viele Bienen auffliegen. Da die Ableger gleich eine schlupfreife Königin bekommen werden, suche ich nach verdeckelter Brut und schlage die darauf befindlichen Bienen sicherheitshalber über dem Brutraum ab. Ohne Zeitdruck und bei gutem Wetter eine lediglich mittelschwere imkerliche Übung.

Hätte ich Tage zuvor, beim Abernten des Rapshonigs, schon von meinem Glück gewusst, ich hätte diese Ableger gemütlich nebenher gemacht und die Bienenmasse aus den Honigräumen in die Ablegerkisten geklopft – ganz nach Lehrbuch.

Doch gestern war alles anders. Ich erreichte den Bienenstand bei Sonnenschein, warf den Smoker an, verteilte die vorbereiteten Ablegerkisten hinter mir auf der Wiese. Und überflog in Gedanken noch einmal mal kurz die vor mir liegenden, oben erklärten, Arbeitsabläufe. Eine neue Angewohnheit, die mich und die Bienen vor Überraschungen schützen soll.

Trotzdem überraschte mich der Wolkenbruch 15 Minuten später über sieben offenen Bienenkisten. Da gibt es kein Zurück, da muss man durch, bückt sich schützend über die Bruträume während man die Rähmchen in Dreifachgeschwindigkeit wieder zusammenschiebt, zusammenbaut und jede Kiste ordentlich schließt. Während ich hoffe, dass mir alles gelingt, spüre ich den Regen den Rücken hinunter in die Gummistiefel laufen. Weitere 15 Minuten später sitzt dann ein klatschnasser Imker in voller Montur in seinem ebenfalls triefnassen Combo.  Bei mittlerweile nur noch 8 Grad und 100% Luftfeuchtigkeit, vier vollständig verwirrte Ablegerkisten hinten drin. Von dieser Situation zeugt das ohne Kontext wenig aussagekräftige Beitragsbild, es ist das einzige Foto dieses Tages.

Vom guten Ende ist auch noch zu berichten: Die Ableger stehen am Stand, haben eine schlupfreife Königin bekommen, die vermutlich während ich dies schreibe in ihr neues Volk findet. Auch der Imker ist wieder trocken geworden – und hat für diesen abenteuerlichen Bericht über Wolkenbruch-Imkern zudem noch ein versöhnliches Ende gefunden. Wird zur Nachahmung allerdings nicht empfohlen.